Programmheft April 2025

Programmtext

Die leidenschaftlichen Musiker der Neuen Philharmonie MV freuen sich, ihre Frühjahrskonzerte der Reihe „Stadt.Land.Klassik!“ anzukündigen und das Publikum im April mit zwei der beliebtesten Werke für Klavier und Orchester zu verzaubern. Auf dem Programm stehen Mozarts Konzert Nr. 21 in C-Dur sowie Rachmaninows 2. Konzert in c-Moll – beides Kompositionen, die weltweit unzählige Liebhaber gefunden haben. Die Gäste in Pasewalk dürfen sich auf ein leicht abgeändertes Programm und Chopins 1. Klavierkonzert freuen. 

Vorwort

Liebes Publikum,

herzlich Willkommen zur ersten Ausgabe „Stadt.Land.Klassik!“ in diesem Jahr. Wir freuen uns sehr auf das Wiedersehen mit Ihnen in Friedland, Waren (Müritz) und Pasewalk. Zum ersten Mal werden wir im Rahmen dieser Tour auch in Parchim zu Gast sein – eine ganz besondere Premiere für uns.

Wir versprechen Ihnen nicht zu viel, wenn wir von einem „Fest der Tasten“ sprechen, welches wir für Sie vorbereitet haben. Auf dem Programm stehen Mozarts Konzert Nr. 21 in C-Dur sowie Rachmaninows 2. Konzert in c-Moll. In Pasewalk wird es eine grenzübergreifende Zusammenarbeit mit dem Stettiner Baltic Neopolis Orchestra geben, auf die wir uns sehr freuen. Statt Rachmaninow wird dort Chopins 1. Klavierkonzert erklingen.

Mein Dank gilt wie immer unseren Förderern und Unterstützern, von denen ich an dieser Stelle das Land Mecklenburg-Vorpommern, den Landkreis Ludwigslust-Parchim und den Pomerania-Fonds erwähnen möchte. Außerdem danke ich Ihnen, liebes Publikum, und wünsche Ihnen einen unvergesslichen Konzertabend.    

Ihr

Andreas Schulz

Künstlerischer Leiter der Neuen Philharmonie MV

Programm

für Friedland, Waren (Müritz) und Parchim:

Richard Wagner

Vorspiel aus „Die Meistersinger von Nürnberg“

Wolfgang Amadeus Mozart

Klavierkonzert Nr. 21 C-Dur KV 467

  1. Allegro maestoso
  2. Andante
  3. Allegro vivace

-Pause-

Sergej Rachmaninow

Klavierkonzert Nr. 2 op. 18 c-Moll

  1. Moderato
  2. Adagio sostenuto
  3. Allegro scherzando

Orchester: Neue Philharmonie MV

Dirigenten: Andreas Schulz, Stefan Malzew

Solisten: Andreas Schulz, Stefan Malzew

Programm

für Pasewalk:

Wolfgang Amadeus Mozart

Klavierkonzert Nr. 21 C-Dur KV 467

  1. Allegro maestoso
  2. Andante
  3. Allegro vivace

-Pause-

Frédéric Chopin

1.Klavierkonzert op. 11 e-Moll

  1. Allegro maestoso
  2. Romance – Larghetto
  3. Rondo – Vivace

Orchester: Neue Philharmonie MV & Baltic Neopolis Orchestra (Stettin) 

Dirigenten: Andreas Schulz

Solisten: Andreas Schulz, Stefan Malzew

Stefan Malzew

Stefan Malzew ist Dirigent, Komponist, Arrangeur, Musiker und Moderator. Er wurde in Berlin als Sohn zweier Musiker geboren und studierte dort an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“. Nach Stationen als Kapellmeister beim Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin und als Chefdirigent am Stadttheater Gießen war er von 2001 bis 2015 Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Neubrandenburger Philharmonie. Er dirigierte viele Orchester im In- und Ausland.

  

Kreativität und künstlerische Vielseitigkeit zeichnen Stefan Malzew aus. In und um Neubrandenburg ist er als Initiator von 50 spektakulären Neubrandenburger Konzertnächten in Erinnerung geblieben, die in entspannt kommunikativer Form klassische Musik unterschiedlichster Zeiten und Genres ins Zentrum des Dialogs zwischen Ausführenden und Publikum stellten. Neben seiner Tätigkeit als Dirigent hat er eine Reihe von eigenen Kompositionen zur Aufführung gebracht, darunter Kammermusik, Opern, ein Klarinettenkonzert, Konzerte für Jazzquartett und Orchester und viele weitere. Er selbst spielt Klavier, Klarinette, Saxophon, Akkordeon und Vibraphon, wurde bereits für den Grimme Online Award nominiert und gewann mit seinem Internetprojet „Stefans Musikshop“ den „junge-ohren-preis“. Die CD mit seinen Chanson-Bearbeitungen für Ute Lemper und das Voglerquartett war 2012 für einen Grammy nominiert. Seit 2022 leitet Stefan Malzew den Eventbereich der SV Gruppe, zu der auch die Nordkurier Mediengruppe gehört.

Dominik Franczuk

Der Pianist, Kammermusiker & Pädagoge Dominik Franczuk ist Absolvent der Feliks-Nowowiejski-Musikakademie in Bydgoszcz (Polen) in der Klavierklasse von Prof. Dr. Maria Murawska und Dr. Paweł Wakarecy.

Er ist Dozent an der Kunstakademie in Stettin und Preisträger sowohl internationaler als auch nationaler Wettbewerbe, darunter der Maria-Labia-Klavierpreis (2024), und der 3. Preis bei der Danubia International Music Competition (Budapest, Ungarn). Zudem ist er Preisträger von weiteren Wettbewerben in Mailand, Stockholm und Stettin. Er nahm aktiv an zahlreichen Klaviermeisterkursen teil, die unter anderem von T. Ungar, A. Malikova, P. Giusiano und A. Jasiński geleitet wurden.

Maximilian Szadziul

Maximilian Szadziul, geboren 1992 in Berlin, begann seine musikalische Laufbahn im Alter von sechs Jahren mit Klavierunterricht bei Frau Ewa Kampes. Später setzte er seine Studien bei Herrn Emin Mamedov fort. Bereits mit 16 Jahren wurde sein Talent durch ein Stipendium der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin gefördert.

Seine akademische Ausbildung führte ihn an die Hochschule für Musik in Leipzig, wo er seinen Bachelor unter der Leitung von Professor Markus Tomas absolvierte. Den Masterabschluss erlangte er mit Auszeichnung an der Musikhochschule in Stettin bei Professor Bogusław Rottermund. Zusätzlich vertiefte er sein Können in Meisterkursen bei renommierten Pianisten wie Professor Piotr Paleczny, Janusz Olejniczak, Galina Iwanzowa und Georg Sava.

Als Preisträger nationaler und internationaler Wettbewerbe – darunter der 1. Preis beim 11. Internationalen Klavierwettbewerb in Görlitz/Zgorzelec, der Carl-Schröder-Musikwettbewerb sowie „Jugend musiziert“ – hat er sein außergewöhnliches Talent eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Maximilian Szadziul verfügt über umfangreiche Konzerterfahrung und trat bereits in renommierten Konzertsälen in Deutschland, Frankreich, Polen und Russland auf. Zu den Höhepunkten seiner bisherigen Karriere zählen Auftritte im Konzerthaus Berlin, im Roten Rathaus, im Konzertsaal der UdK, im Admiralspalast sowie im Großen Sendesaal des RBB.

Richard Wagner

Richard Wagners (1813-83) Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“, uraufgeführt 1868 in München, ist das einzige seiner raumgreifenden Bühnenwerke, das eine gewisse Leichtigkeit an den Tag legt und sowohl von der Geschichte als auch der Musik bisweilen sogar eine gewisse Komik enthält.

Und doch geht es auch hier um Fragen der Philosophie und Weltgeschichte. Die Hauptfigur ist Hans Sachs, ein Schuhmachermeister aus Nürnberg. Am Beginn des dritten Aktes reflektiert er in einem Monolog über den Gang der Welt und konstatiert: „Wahn, Wahn, überall Wahn“. Ein Gedanke, der durchaus zeitgemäß wirkt, wenn wir das Weltgeschehen unserer Tage mit etwas Abstand betrachten. Und etwas später im Stück, an der Schnittstelle der Geschichte, an der sich zeigen wird, ob sie ein positives Ende finden wird, ist es ein Statement von Sachs, das die Richtung vorgibt: „Verachtet mir die Meister nicht, und ehrt mir ihre Kunst.“ Unsere Welt könnte wohl ein Stückweit weniger dem Wahn verfallen, wenn der Respekt gegenüber der Meisterschaft dazu führte, dass wichtige Entscheidungen jenen überlassen würden, die wissen, was zu tun ist, um den positiven Gang der Dinge zu befördern. Und wenn dabei dann noch die Leichtigkeit nicht verloren geht, ist es eine gute Zeit

Wolfgang Amadeus Mozart

Auf eine indirekte Weise erzählt ein Klavierkonzert wie unser heutiges von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-91) etwas über den Umgang mit Entscheidungen. Das betrifft natürlich die Entscheidung des Komponisten über den Verlauf der Töne, deren Zuordnung zu den Instrumenten usw.

In diesem speziellen Fall geht das aber noch weiter, und zwar in eine Richtung, die mit der Musik selbst erst einmal gar nichts zu tun hat.

Es ist zumindest überliefert, dass Mozart vor der Uraufführung seiner Klavierkonzerte zwar die Noten für die Instrumente des Orchesters niedergeschrieben haben soll, nicht aber die des Soloparts. Seine Genialität erlaubte es ihm, bestimmte Entscheidungen über dessen Verlauf erst im Konzert zu treffen und dem Publikum eine Version davon aus dem Stegreif zu liefern. Die Entscheidung für die große Form war angelegt und durch den Orchesterpart vorgegeben. Manche Details und Finessen sprudelten dann aber zu einem gewissen Teil erst in einem kreativen Rausch während der Aufführung aus ihm hervor. Es war eine Art zu musizieren, die viel mehr Spontaneität erlaubte, als es heutzutage auf den Bühnen der klassischen Musik üblich ist. Nicht nur, wenn wir Mozarts Werke aufführen. Wir werden uns in unserer Interpretation ein klein wenig von dieser Lust am freien Entscheiden inspirieren lassen.

Dass wir Ihnen dieses Werk vortragen, ohne dass ein Dirigent im Spiel ist, entspricht den Gepflogenheiten der Zeit, in der der Beruf des Dirigenten, wie wir ihn heute verstehen, noch garnicht existierte. Mit etwas Fantasie dürfen Sie sich dem Gefühl hingeben, dass es damals so gewesen sein könnte, wie Sie es in unserem Konzert gerade erleben.

Mozart erreichte mit dem vorläufigen Verzicht, die Töne des Solos aufzuschreiben, aber noch etwas anderes: Er sorgte auf diese Art dafür, dass niemand außer ihm selbst diese Stücke spielen konnte und sicherte sich so eine zeitweilige Exklusivität in einer Zeit, wo Urheberrechtsfragen noch in keiner Weise geklärt waren.

Der zweite Teil eines Sinfoniekonzertes gehört erfahrungsgemäß dem Orchester und damit oft einer Sinfonie. Das Klavierkonzert, dem wir diesen Platz einräumen in unserem Programm, kommt mit seiner sinfonischen Kraft und seinem Zusammenspiel zwischen Klavier und Orchester der Wirkung einer Sinfonie nicht nur nahe, sondern entfaltet diese Kraft auf ganz besondere Weise.

Was Gustav Mahler, einer der Giganten der Sinfonik, einst über die späten Sinfonien von Haydn sagte, erfüllt sich hier in ganzer Größe: „Seit Haydn ist eine Sinfonie keine bloße Spielerei mehr, sondern eine Angelegenheit auf Leben und Tod!“

Chefdirigent Andreas Schulz gibt bei der Neuen Philharmonie MV den Takt an. Foto: Thomas Türülümow

Sergej Rachmaninow

Sergej Rachmaninow (1873-1943) hatte bereits während seines Studiums in Moskau einen sehr erfolgreichen Start als Komponist und Pianist, geriet aber noch in seinen Zwanzigern in eine persönliche- und Schaffenskrise, welche in eine veritable Depression mündete. Dass er in dieser Lage ärztliche Hilfe suchte und fand, war am Ende des 19. Jahrhunderts durchaus keine Alltäglichkeit. Mit Hilfe von Hypnosen des Psychiaters Nikolai Dahl fand er heraus aus seinem Tief und lässt uns diesen Moment miterleben in seiner Komposition.

Der Bogen, den der Ausdruck vom Beginn des Werkes, mit seinen tiefen, glockenartigen Klaviertönen und der darauffolgenden aufwühlenden Emotionalität des Orchesters, über die traumhafte Melodik des zweiten Satzes bis hin zum Farbenreichtum im grandiosen und lebensbejahenden Finale des dritten Satzes spannt, ist ein Hörerlebnis, dessen Wirkung zu den packendsten gehört, die man als Musiker gestalten und als Publikum erleben darf.

Die Musik Rachmaninows ist in ihrer Unmittelbarkeit eine wichtige Quelle für die Klangsprache vieler Meisterwerke auch der Filmmusik. Und die besagte Melodie aus dem langsamen Satz fand mit ihrer klaren, unmittelbaren Schönheit ihren Weg sogar in die Popmusik. Die Ballade „All by myself“ von Eric Carmen wurde im Jahr 1975 zu einem Hit, der seither immer wieder gecovert wurde, neben vielen anderen von Shirley Bassey, der Interpretin des James-Bond-Titelsongs zu „Goldfinger“, der Punkband „Babes in Toyland“, die alles daran setzt, der emotionalen Wärme der Musik etwas entgegenzusetzen und nicht zuletzt Céline Dion, die damit lange Zeit in den Charts vertreten war.

Der Anfang des Klavierkonzertes steht in c-moll, der dunkleren Variante von C-Dur. Das Ende dieser pianistischen Sinfonie mündet dann aber ein eine der kraftvollsten Manifestationen des dieser Tonart eigenen Ausdrucks. Mit diesem Verlauf steht das Werk direkt neben zwei der stärksten Sinfonien zweier anderer Meister, die beide aus der inneren und sehr persönlichen Geschichte ihrer Musik keinen Zweifel gelassen haben: der ersten Sinfonie von Johannes Brahms und Beethovens Fünfter.

„Durch Nacht zum Licht“ heißt es in Beethovens Konzept zu seiner berühmten fünften Sinfonie. Und Johannes Brahms hat keinen Hehl daraus gemacht, dass seine Sinfonie direkten Bezug nimmt zu Beethoven. Erleben wir nun den musikalischen Bogen, den das zweite Klavierkonzert von Rachmaninow spannt zwischen tiefer Depressivität und strahlender Lebensfreude. Bei der Uraufführung spielte Rachmaninow den Solopart selbst – und erzählte seinem Publikum seine Geschichte. Es war ein grandioser Erfolg.

Frédéric Chopin

Frédéric Chopin (1810-1849) saß im Alter von 20 Jahren selbst an den Tasten, als sein 1. Klavierkonzert in e-Moll 1830 in Warschau uraufgeführt wurde. Zur Komposition inspiriert hatte ihn seine erste Liebe, Konstancja Gladkowska. Seine beiden Klavierkonzerte op. 11 und op. 21 bilden den krönenden Abschluss von Chopins polnischer Schaffenszeit. Er startete fortan eine glänzende Karriere in Europa und verließ seine Heimat zunächst gen Wien, um dann Mitte 1831 nach Paris überzusiedeln, wo er weltweite Berühmtheit erlangte.

Vorbild für seines brillanten Virtuosenkonzerts in e-Moll war u. a. das Klavierwerk Johann Nepomuk Hummels. Auch wenn das Konzert zunächst mit einer ausführlichen Orchestereinleitung startet, dominiert stets das Klavier mit kapriziösen und anspruchsvollen Läufen und Figuren, während das Orchester oftmals nur begleitendes Beiwerk ist und einleitet, überleitet und Schlusspassagen spielt. Im Gegensatz zu Konzerten der Wiener Klassik sieht Chopin keinen Dialog und kein Verweben von Orchester und Soloinstrument vor, sie wechseln sich meist nur ab, wobei er sein Publikum mit kantablen Melodiebögen und perlenden Läufen umgarnt, welche er sich dem italienischen Belcanto abgeschaut hatte. Der Solist, seine Ausdrucksmöglichkeiten und technischen Fähigkeiten stehen bei Chopin dabei im Vordergrund.    

Und so ist Frédéric Chopins Klavierkonzert Nr. 1 in e-Moll, Op. 11 ein Meisterwerk, das bis heute als leuchtendes Beispiel für die perfekte Mischung aus emotionaler Kraft und musikalischer Komplexität gilt. Ganz gleich, ob Sie ein erfahrener Zuhörer oder Neuling in der klassischen Musik sind, der Charme dieses Stücks wird Sie mit Sicherheit in seinen Bann ziehen.