Stadt.Land.Klassik! ist eine Konzertreihe der Neuen Philharmonie MV in Zusammenarbeit mit der Nordkurier Mediengruppe. Die Veranstalter bringen klassische Musik zu erschwinglichen Preisen in viele Regionen Mecklenburg-Vorpommerns. Claudia Schneider ist für die Konzertreihe die zentrale Ansprechpartnerin des Nordkurier. Mit ihr sprach Sabine Krasemann, die Intendantin des Orchesters.
Warum engagiert sich eine Zeitung wie der Nordkurier für die Neue Philharmonie?
Wir sind mehr als eine klassische Tageszeitung. Unsere Rolle als „Heimatzeitung“ sehen wir darin, unsere Region mit unseren Medien und unserem Engagement zu bereichern. Wir wollen die wunderschöne Landschaft, in der unsere Lesen wohnen, ein stückweit kulturell stärken und lebenswert erhalten. Der Nordkurier setzt stark darauf, redaktionell in der Region verwurzelt zu sein und dort „anfassbar“ zu bleiben.
Wie ist die Partnerschaft zwischen der Nordkurier Mediengruppe und der Neuen Philharmonie entstanden?
Da hat einfach alles zusammengepasst. Lutz Schumacher, der bis Anfang 2020 Geschäftsführer der Mediengruppe war, und Andreas Schulz hatten die Idee, Kultur dorthin zu bringen, wo die Menschen zu Hause sind. Das heißt, die Musiker kommen auch in kleinere Orte, in denen es keine klassischen Konzertstätten gibt. Städte, in denen kein hochklassisches Sinfonieorchester auf einer Tournee Station macht. Das gefällt dem Publikum, den Kommunen und unseren Wirtschaftspartnern gleichermaßen. Also eine Win-Win-Situation für alle.
Sie gehören von Anfang an zum Organisationsteam von Stadt.Land.Klassik! Wie haben Sie den Start der Musikreihe erlebt?
Stadt.Land.Klassik! war für mich in der ersten Saison ein normales Projekt. Die Konzertreihe sollte sich schnell etablieren und die Zuschauer auf drei bis vier Touren jährlich begeistern. Das ist in knapp zwei Jahren so schnell gelungen, dass wir selbst darüber gestaunt haben. In der ersten Saison haben alle unglaublich viel gelernt und teils kuriose Erfahrungen gesammelt, so dass dieses Projekt schon nach einer Saison eine Herzensangelegenheit wurde. Ich koordiniere dabei alles, was die Konzerte betrifft, für unser Unternehmen. Wir sind mittlerweile ein großartiges Team aus vielen Bereichen des Hauses.
Wie konkret sieht die Zusammenarbeit zwischen Nordkurier und Neue Philharmonie im Konzertbetrieb aus?
Die Festlegung ist ganz einfach: Jeder macht das, was er am besten kann. Die Neue Philharmonie „liefert“ ihre hochklassige Musik, und wir nutzen unsere Kontakte, kümmern uns um die Kommunikation zum Publikum und zu den Entscheidungsträgern vor Ort. Beispielsweise gewinnen wir den Bürgermeister von Städten wie Teterow, Pasewalk, Röbel, Anklam oder Malchow dafür, den Bürgersaal als Konzertsaal zu nutzen.
Die Zusammenarbeit umfasst den Kartenvorverkauf, die Bewerbung, die Vorbereitung der Konzerte mit der Kommune, Kirche etc. Wir stellen auch das Orchester- und Besucher-Catering zur Verfügung, machen die Abendkasse, organisieren die Plakatierung und den Einlass. Auch die redaktionelle Begleitung der Kooperation ist uns wichtig – natürlich journalistisch unabhängig und frei nach dem Ermessen der Redakteure. Für den Nordkurier ist es wichtig, bei Veranstaltungen als Gastgeber zu fungieren und eine Bindung zum Publikum aufzubauen. Unsere jetzigen Geschäftsführer Jérôme Lavrut und Holger Timm schätzen die Zusammenarbeit und ziehen bei der Umsetzung der Konzerte begeistert mit. Sie begrüßen die Zuschauer bei jedem Konzert herzlich und geben auch den anwesenden Gastgebern aus Kirche, Kommune und Politik gerne das Wort. Eine weitere Besonderheit der Reihe ist, dass Führungskräfte aus unserem Haus die Konzerte selbst moderieren.
Was macht den Erfolg Ihrer Zusammenarbeit mit der Neuen Philharmonie aus?
Dafür gibt es viele Gründe. Aber ein wichtiger Punkt für den Erfolg ist, dass Andreas Schulz so ist, wie er ist. Er kommt in „zivil“, packt beim Aufbau an, bis alles steht. Zehn Minuten später steht er im gebügelten Frack da und ist auch mental startklar für das Konzert. Die Musiker sind so fröhlich und voller Energie. Auf das Produkt Neue Philharmonie ist einfach Verlass. Die Musikerinnen und Musiker sind flexibel und lassen sich auch auf Gegebenheiten ein, die man bei konservativen Orchestern erst gar nicht ansprechen dürfte. Außerdem beeindruckt mich ihr Stehvermögen, zum Beispiel wenn sie eine ganze Woche lang jeden Tag morgens ein Kinderkonzert und später noch ein Abendkonzert spielen. Meist mit einem Ortswechsel dazwischen. Das muss unfassbar anstrengend sein. Aber sie verlieren nie ihre Spielfreude.
Das klingt so als sei Ihnen die Neue Philharmonie durch die intensive Zusammenarbeit inzwischen auch ans Herz gewachsen?
Jaaaa, die ist mir ans Herz gewachsen. Besonders die letzte Serie vor Corona war spannend für mich. Ich habe zum ersten Mal vor zum Teil 400 Zuschauern gemeinsam mit Andreas Schulz moderiert und war vor dem ersten Konzert in Pasewalk so kribbelig. Es hat aber zum Glück ganz gut funktioniert und niemand hat gebuht. Am letzten Tag meiner drei Moderationen hatte ich Geburtstag und in der Pause fragten mich einige Besucher, ob ich denn ein Ständchen vom Orchester bekäme. Ich hatte vermutet, dass die Musiker solche Aktionen gar nicht gerne mögen und habe abgewiegelt. Und dann haben sie mich doch damit am Konzertende überrascht. Ich habe mich darüber so gefreut, und auch die Zuschauer waren ganz gerührt. Das war ein sehr persönlicher Moment im restlos ausverkauften Bürgersaal. Zwischen uns und der Neuen Philharmonie ist etwas gewachsen; wir kennen uns immer besser, die Truppe hat sich gefunden und wir wissen, dass aufeinander Verlass ist.
Frau Schneider, vielen Dank für die Schilderungen, die von so viel persönlichem Engagement und Begeisterung sprechen! Wir wünschen Ihnen viel Glück für die nächsten Aufführungen.