Diesmal wird es romantisch: Auf dem Programm der Konzertreihe Stadt.Land.Klassik! stehen Kompositionen von zwei Wiener Meistern. Friedland feiert als Spielort Premiere und hat eine besondere Verbindung zu einem der Musikgenies.
Zum Auftakt in die neue Spielzeit von Stadt.Land.Klassik! (SLK) präsentiert die Neue Philharmonie MV in diesem Frühjahr Meistersinfonien von Franz Schubert und Ludwig van Beethoven, zwei Romantikern der klassischen Musik. Los geht‘s am 24. April 2022 in der Eggesiner Lutherkirche, weitere Stationen der Tournee sind diesmal Friedland, Waren, Anklam und Pasewalk. „Für uns ist das jetzt der richtige Zeitpunkt, um unserem Publikum in Mecklenburg-Vorpommern endlich mal wieder etwas Größeres zu präsentieren“, sagt Orchesterleiter Andreas Schulz.
Dem Chefdirigenten ist die Vorfreude auf die erste Konzertrunde in diesem Jahr am Telefon deutlich anzumerken. Infolge von Corona hatte sein Orchester zuletzt eine anderthalbjährige Auftrittspause und, damit verbunden, auch erhebliche Abgänge in der einst 33-köpfigen Stammbesetzung zu verkraften.
Junge Musiker zeigen keine Spur von Bühnenrost
Bevor es im Herbst vergangenen Jahres dann plötzlich von Null auf Hundert ging und die Neue Philharmonie binnen drei Monaten „fast schon ein Jahrespensum“ von Stadt.Land.Klassik! absolvierte. Laut Schulz war diese „sehr intensive Zeit“ mit einem positiven Nebeneffekt verbunden: „Aufgrund der Auflagen spielten wir in ungewöhnlich kleinen Besetzungen, wodurch wir uns mit neuem Repertoire wie Tschaikowskis Streicherserenade oder Mozarts Kleiner Nachtmusik und den Herausforderungen eines Kammerorchesters beschäftigt haben.“
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Je kleiner ein Orchester, desto wichtiger seien Details und Feinsinnigkeit. Wie die Beifallsbekundungen der Konzertgänger abermals zeigten, meisterten Schulz und seine jungen Musiker auch diese Aufgabe mit Bravour; von Bühnenrost war da jedenfalls keine Spur. „Natürlich waren wir alle froh, wieder vor echtem Publikum zu spielen. Es war emotional“, erinnert sich der Chef der Neuen Philharmonie MV, und fügt an: „Gerade in diesen Zeiten ist der soziale Faktor des Musizierens noch mal schwergewichtiger geworden.“
Stadt.Land.Klassik! diesmal mit großen Sinfonien
Momentan steckt Schulz mitten in den Vorbereitungen für die neue SLK-Saison; seine Musikerinnen und Musiker stimmt er auf zwei große Sinfonien ein. Die dritte Sinfonie von Beethoven mit dem Beinamen Eroica (Heroische Sinfonie) hatte der Chefdirigent nach eigenen Angaben schon lange im Visier, da „die Eroica für mich die Sinfonie unter den Sinfonien ist“, sagt Schulz. Ursprünglich wollte Beethoven – für viele eine der, wenn nicht die zentrale Figur der klassischen Musik –, sein Anfang des 19. Jahrhunderts komponiertes Meisterwerk keinem Geringeren als Napoleon Bonaparte widmen. Offenbar änderte der Wiener aber seine Meinung, nachdem der Franzose zum Kaiser gekrönt wurde.
Wie kaum ein anderer Komponist symbolisiert Beethoven den Übergang von der Klassik in die Romantik. „Viele Musiker haben sich Beethoven zum Vorbild genommen und an ihm abgearbeitet“, sagt Schulz. Einer seiner großen Bewunderer war der Wiener Franz Schubert, dessen zweite Sinfonie ebenfalls bei Stadt.Land.Klassik! erklingen wird. Für die Neue Philharmonie ist Schubert übrigens eine Premiere. „Er war ein unglaubliches Genie, das viel zu wenige Jahre auf dieser schönen Erde verbracht hat“, betont Andreas Schulz.
Franz Schubert, der ja eher als Liederkomponist bekannt war und in seinem Leben viel Leid erfahren haben soll, starb 1828 im Alter von nur 31 Jahren. „Diese Sinfonie sprüht jedoch vor jugendlicher Frische“, sagt der Chef der Neuen Philharmonie, sie ergänze sich gut mit Beethovens Eroica.
Weiblicher Beethoven: Friedlands große Tochter
Auf zwei Besonderheiten können sich Fans der Konzertreihe noch freuen. Friedland ist erstmals als SLK-Spielort mit von der Partie und hat eine besondere Verbindung zum Meister aus Wien: Die Komponistin Emilie Mayer zählt zu den berühmten Töchtern des mecklenburgischen Städtchens. Mayer hat im 19. Jahrhundert zahlreiche Orchester- und Kammermusiken geschrieben und ist als der „weibliche Beethoven“ gefeiert worden.
Und neben Chefdirigent Andreas Schulz kehrt ein guter Bekannter zurück ans Dirigentenpult: Lutz Schumacher, Geschäftsführer der Nordkurier Mediengruppe, wird bei den Konzerten in Pasewalk und Waren/Müritz die Leitung des Orchesters übernehmen. Für den Musikliebhaber und Hobbydirigenten ist Beethovens Dritte eine besondere Herausforderung. Laut Schulz ist der Nordkurier-Chef bereits eifrig beim Üben. Text: Sirko Salka
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